Im Mai diesen Jahres war es für die nun fünfjährige Artemis so weit. Sie konnte in die Jerora Trainingsunterkunft übersiedeln.
Artemis war aber nicht sofort bereit, ihren Käfig zu verlassen. Stattdessen wartete sie auf Mongki und Joss und war dann schließlich so verwirrt, dass sie gegen den Elektrozaun rannte.
So war ihr erster Tag nicht so reibungslos verlaufen. Sie "bat" die Pfleger andauernd, sie doch wieder zurück zu bringen, von wo sie herkam.
In der Zwischenzeit waren Joss und Mongki damit beschäftigt, Jerora zu inspizieren.
Artemis musste wieder in ihren Käfig gebracht werden und sie wird noch lernen müssen, mit dem elektrischen Zaun umzugehen.
Ende Mai schaffte sie es dann in Gesellschaft von Joss und Bondan, die Tunnel zu durchqueren und langsam aber sicher in ihrer neue Umgebung anzukommen.
Sie kletterte sofort zu einem nahegelegen Baum, der gleich neben dem Käfig von ihrer Mutter Bablu stand.
Wenn Joss sie zum Spielen aufforderte, hatte sie eher Angst und versuchte, der Situation zu "entrinnen".
Aber sie fraß schon Blätter, Rinde und Blumen, was in jedem Fall ein gutes Zeichen ist.
Sogar als die Pfleger sich ihr nähern wollten, kletterte sie höher hinauf und wollte jeglichen Kontakt vermeiden.
Sie blieb auch scheinbar lieber alleine. Joss und Bondan wurden von ihr völlig ignoriert. Artemis blieb auch die ganze Zeit hoch oben in den Baumkronen und vermied es, den Boden zu berühren.
Das ist ein großer Erfolg, denn nicht nur lernte sie in kurzer Zeit mit ihren Ängsten umzugehen, sondern auch die Tatsache, dass sie den Kontakt zu den Menschen zu meiden ist eine perfekte Voraussetzung, um den nächsten Schritt, den in die endgültige Freiheit zu gehen, ist so gegeben.
Aber sie wird natürlich weiterhin beobachtet und wie bei allen anderen wird auch kontrolliert, was sie frisst und welche Art von Nahrung sie finden kann.
Langsam hatte sie auch gelernt, in einer Gruppe zu leben. Joss und Bondan waren in ihrer Nähe und manchmal ließ sie das auch zu, ohne gleich zu fliehen.
Artemis, weiblich 2,5 Jahre jung, die Tochter von Bablu (22 Jahre), ist zu einem agilen und neugierigen Mädchen herangewachsen.
Noch im Käfig, war sie sehr aktiv im Klettern und sie spielte ganz allein. Und wenn frisches Obst an ihre Mutter verfüttert wird, wartet sie interessiert ab, und möchte dann aber alles kosten, was auch ihre Mama frisst.
Sie möchte mittlerweile lieber selbst fressen als die Muttermilch trinken. Sie ist in der Zahnungsphase, was der wahrscheinlichste Grund dafür ist.
Sie liebt Bananen, Guaven, Ananas, Süßkartoffeln, Cucumber..
Am Nachmittag spielt sie mit Blättern und beobachtet genau, was ihre Mama tut, und macht es ihr schließlich nach, wenn diese Nester baut.
Zur Zeit sind die beiden noch im Quarantänecenter in Sintang, denn in den Trainingswäldern gibt es noch keine Käfige für erwachsene Orangutans. Dazu kommt, dass Bablu ziemlich aggressiv wird, wenn die Pfleger sich nähern.
®Bilder: Sintang Orangutan Center
Als Artemis ein Jahr und vier Monate alt war, war es unserem Personal erstmals möglich, ihn zu untersuchen, während ihre Mutter betäubt werden musste. Sie war erkrankt und musste ebenfalls in Behandlung.
Der Kopf des Babys wurde vermessen, die Körperlänge, Arme, Beine, Zähne und der Fingerabdruck wurden genommen. Dieser Check wird auch bei menschlichen Babys gemacht und sollte monatlich erfolgen. Bei Artemis ist das bislang sehr schwierig gewesen, weil ihre Mutter das Kind so stark beschützt und es den Pflegern nicht erlaubte, das Baby zu halten. Junge Orangutans bleiben bei ihren Müttern bis sie sechs bis sieben Jahre alt werden. Das ist auch der Grund, warum so viele Waisen konfisziert werden, weil die Mütter erschossen werden müssen, wenn Wilderer und Wildtierhändler an die Babies kommen wollen. Die Mütter kämpfen um ihre Babies um ihr Leben.
Artemis hatte noch nie Kontakt zu Menschen, was die Untersuchung extrem schwierig gestaltete. So hätte sie beinahe einen Pfleger gebissen. Die Fingerabdrücke konnten nicht genommen werden, sie wehrte sich so stark, dass es keine Chance gab, die Finger ruhig zu halten. Es ist prinzipiell sehr schwierig, Fingerabdrücke zu bekommen von den Orangutans, weil Vegetarier nur sehr zarte Linien an den Fingern haben. So wird das noch etwas warten müssen.
Es sieht so aus, als hätte Artemis ihre Abneigung gegen Menschen von ihrer Mutter geerbt. Sie hat gesehen, wie zornig ihre Mutter wurde, als die Pfleger eine Blutprobe nehmen wollten.
Andere Babies in Sintang sind nicht so aggressiv dem Personal gegenüber. Wahrscheinlich deshalb, weil sie als Waisen von Anfang an Kontakt haben. Dr. Vicko meint, Artemis hat sicher vier Mal so viel Kraft wie gleichaltrige Babies. Also – Bablu ist eine sehr gute Mutter!
Wenn sich Artemis an einem Zweig festhält, braucht es drei oder vier Männer, um sie von dort loszukriegen. Andere können mühelos von einer Person von den Bäumen geholt werden. Möglicherweise kommt das daher, dass Artemis sich 24 Stunden an Bablu’s Fell festhält, wo immer die auch hingeht. So wie es in der Wildnis auch passiert. So ist es kein Wunder, dass Artemis derartig stark ist. Probieren Sie mal, ein menschliches Baby am Finger zu halten, und Sie werden herausfinden, dass hier genauso eine Kraft zutage kommt.
Wir sind den Orangutans näher, als wir manchmal denken würden.
Die Untersuchung von Bablu ergab, dass sie an Typhus und einer mikrozytischen hypochromen Anemie litt. Diese Krankheit ist ansteckend, so mussten wir Vitamine und Medizin und zusätzliches Futter geben, um das Immunsystem von Mutter und Kind zu stärken.
(viel verschiedene Getränke, Paracetamol, zusätzliche Vitamine und Antibiotika mit Amoxcillin Kapseln)
Mittlerweile geht es Bablu schon ein wenig besser, sie frisst und bewegt sich normal. Ihr Gesicht ist aber immer noch fahl. Es ist eher unwahrscheinlich, dass Artemis die Krankheit bekommt, weil Bablu bereits wieder auf dem Weg der Besserung ist. Die Inkubationszeit für Typhus ist auch schon vorbei.
Ein neues Mitglied im Sintang Orang Utan Center!
Am 12. April 2019 wird die Geburt eines weiteren Babies gefeiert. Das Geschlecht ist noch nicht bekannt, aber es ist eine großartige Neuigkeit für eine Orangutan Auffang-Station, wenn hier Babies gezeugt werden, speziell für die Erhaltung der Art.
Das Baby ist schon das zweite von Matuari, nun mit Bablu. (Infos über sein erstes hier)
Bablu ist eine gute Mutter, die ihr Baby immer streichelt und das Fell pflegt. Sie füttert mit ihrer eigenen Milch.
Bablu wurde als Baby von einem Jäger an eine Familie in Putussibau verkauft. Als die Familie übersiedelte, kam Bablu dann ins Sintang Center.
Auch Matuari wurde von Menschen aufgezogen, nachdem seine Mutter erschossen worden war, er ist mittlerweile ein großer, starker Orangutan.
®Quelle: Sintang Orang Utan Center, Juli 2019
Artemis, das Baby von Bablu
Artemis ist ein einjähriges Orangutan Weibchen und das Baby von Bablu, 21 Jahre. Beide sind momentan im Quarantäne Center. Bablu wacht über ihr Mädchen und lässt niemanden, auch keine anderen Orangutans in die Nähe ihres Babys. Nur Manfred, ein zweijähriges männliches Baby, darf mit Artemis spielen. Manfred jedoch wurde in die Jerora Waldschule gebracht und nun will Bablu wieder nicht, dass Artemis mit anderen jungen Tieren zusammenkommt.
Sie will nur das Beste für ihr Baby, und so kommt es häufig vor, dass Artemis zwar gerne einmal Früchte oder Gemüse fressen würde, aber Bablu nimmt es ihr wieder weg und gibt ihr stattdessen Muttermilch.
Aber in unbeobachteten Momenten „stiehlt“ die Kleine dann doch einmal ein Stück Obst oder Gemüse.
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