Victoria ist inzwischen in ihrer Heimat, dem Regenwald.

Hier eine kleine Geschichte, ein kleines Update über ihre ersten Wochen in Betung Kerihun:

Seit ihrer Freilassung im May 2022 ist Victoria wirklich gut angekommen in der Wildnis. Es wird für sie und die anderen Orangutans auf einer Fläche von 800.000ha immer genügend Futter geben und auch immer wieder neue Umgebungen, die es gilt zu erkunden.

Seit ihrer Freilassung verbringt Victoria die meiste Zeit hoch oben in den Baumkronen, zu Beginn in einer Höhe von ca. 240m Seehöhe, dort hat sie als erstes Vicko getroffen. Vicko war 2021 dort freigelassen worden.

Mittlerweile ist Victoria aber die meiste Zeit noch höher in 280m Seehöhe und baut sich täglich mehrere neue Nester.

Sie verbringt viel Zeit mit Bos Benni und die beiden suchen und finden viel Nahrung in Form von Blättern, Früchten und auch Termitennestern. 

Ihr erstes Nest dort war in etwa 17m Höhe und innerhalb von 10 Minuten fertig. 

Was aber auch sehr wichtig ist: Victoria ist sehr selten unten am Boden anzutreffen. Sie wandert nur zwischen den verschiedenen Baumkronen hin und her und kommt nur auf den Boden, wenn dort Termitennester zu finden sind.

Ab und zu kommt es allerdings vor, dass Bos Benni das erste Nest, das Victoria für sich gebaut hatte, beschlagnahmt. Victoria nimmt ihm das scheinbar nicht übel, sie macht sich einfach ein neues.

Sie scheint auch eine Frühaufsteherin zu sein. Das Monitoringteam war am dritten Tag der Observation schon um 05.55 unterwegs zu Victoria, aber sie war bereits nicht mehr im Nest. Sie war bereits beim Frühstück, ein paar Baumkronen entfernt.

Um ca. 14 Uhr musste das Monitoring Team aufgeben, die beiden zu beobachten. Das Terrain, in dem die beiden sich aufhielten, wurde so steil, dass die Männer nicht mehr folgen konnten.

Abgesehen davon wurde dort auch ein Bär gesichtet und es war besser, sich zurückzuziehen.

Im Regenwald steigt die Temperatur immer rasant auf über 30 Grad an und viele Orangutans bauen sich Nester hoch oben in den Baumkronen und halten nachmittags ein Schläfchen. 

In der Waldschule haben ein paar Findige eine andere Möglichkeit gefunden, sich abzukühlen.

Victoria und Hope haben hier den größten Spaß. Sie trollen sich in einer Wasser/Schlammgrube und werden so von oben bis unten nass und schlammig. Sie liegen manchmal ausgestreckt wie alte Damen im Spabereich.

Victoria ist eng mit Beni (acht Jahre) befreundet. Beni aber hat kürzlich versucht, sich mit ihr zu paaren. Das war ihr dann doch zu viel und sie begann fürchterlich zu schreien. Beide sind kurz vor ihrer Pubertät, aber viel zu jung um schon Eltern zu werden.

Aber die beiden verbringen nach wie vor viel Zeit miteinander und sind sehr erfinderisch in ihrer Beschäftigung. Momentan ist es das Lieblingsspiel, auf einer Liane hin und her zu schwingen und die Bäume zu wechseln. 

Victoria ist so beschäftigt mit Beni, dass sie öfter vergisst, sich ein Nest zu bauen. 

Die Orangutans bekommen täglich Äste, die noch mit Blättern versehen sind. Sie können die Blätter oder die Rinde fressen, mit ihnen spielen oder sie als Werkzeuge zum Spielen verwenden. 

Das soll sie dazu anregen, Probleme zu lösen (Termitennester aufzuspüren beispielsweise) und Victoria ist großartig darin. 

Sie liebt ihren neuen Freund Manfred. Wenn die beiden spielen, vergisst sie sogar zu trinken oder zu fressen. Die beiden erforschen den Wald liebend gerne gemeinsam. Victoria hält jedesmal Manfred’s Hand oder Fuß, wenn sie in den Bäumen klettern. 

Wenn Tom und Manfred spielen, ist Victoria nie weit. 

Allerdings empfiehlt es sich, nicht zu nahe zu kommen, wenn Victoria eine Pfütze entdeckt. Dann geht es rund – sie verhält sich wie ein kleines Kind, das zum ersten Mal Wasser sieht. 

VICTORIA UND BOS BENNI SIND EBENFALLS ERKRANKT

Die beiden haben sich aufgrund des feuchten Wetters eine Entzündung des Luftsackes am Hals zugezogen. (Air Sacculitis)

Der Hals ist gefüllt mit Schleim und Eiter. Das ist eine bakterielle Infektion, die sehr gefährlich sein kann, weil sie sich auch im ganzen Atmungsapparat ausbreiten könnte. 

Gorillas und Gibbons haben auch so einen Luftsack. Er dient dazu, ihre Rufe lauter und kräftiger werden zu lassen. Besonders männliche Orangutans haben einen sehr ausgeprägten Resonanzkörper.

Leider ist diese Krankheit ansteckend und es wird vermutet, dass hier einer die andere angesteckt haben könnte. Wobei Bos Bennis Hals wesentlich schlimmer dran war als Victoria’s.

Die Behandlung hat im November begonnen und heute geht es beiden schon wieder wesentlich besser. Die Flüssigkeit ist verschwunden und sie sind am Weg der Besserung, die beiden Tiere.

®alle Bilder: Sintang Orangutan Center

Victoria ist großartig im Nestbau. Sie ist momentan die einzige, die in der Jerora Schule ein Nest für ein Nachmittagsschläfchen baut. Zumal dies ein normales Verhalten ist bei den wilden Orangutans, können sie sich das allerdings nur leisten, wenn sie genügend Futterangebot haben. Wenn nicht, dann sind sie auf der Suche nach Nahrung.

Viele Orangutans lieben diese Siesta. Aber die meisten sind zu faul, um sich ein Nest extra dafür zu bauen. Ribang zum Beispiel klettert auf einen Ast, legt sich rücklings nieder und schließt seine Augen. Unlängst, als Victoria ihren Nachtschlaf antrat, riss ein Seil von ihrer Hängematte. Sie versuchte zuerst, das Ende des Seils zu fixieren, aber als es nicht hielt, nahm sie einfach die beiden Enden zusammen und schlief so friedlich ein.

Quelle: Masarang HK

Victoria hat einen außergewöhnlichen Appetit nach Rinde. Besonders die von Mentawa oder Cempedak Bäumen schmeckt ihr besonders. Üblicherweise fressen Orangutans das nur, wenn kein anderes Futter verfügbar ist. Rinde ist auch nicht sehr nahrhaft, aber diese beiden Arten stammen aus der Familie der Feigenbäume und schmecken daher ein wenig süßer.

Victoria ist clever, wenn es um Futtersuche geht und das Schälen der Rinde zum Beispiel ist eine Fertigkeit, die nicht viele wilde Orangutans beherrschen.

Obwohl sie sich schon sehr tüchtig in der Futtersuche anstellt in der Jerora Waldschule, ist sie immer noch häufig zu faul, um selber für ihre Mahlzeiten zu sorgen. Sie stiehlt dann von ihren Artgenossen, wie zum Beispiel das von Felix, der gerade dabei war, einen Ameisenhaufen zu plündern.

Victoria liebt Insekten

Sie ist eine der klügsten in der Jerora Waldschule in Sintang. Sie übt ihr Wissen in der Praxis und sucht nach Ameisen- oder Termitennestern. Sie sieht den Anderen zu und macht es ihnen dann nach. Dann gräbt sie mit bloßen Händen ein Nest aus und holt sich die Insekten heraus.

Manchmal benützen Orangutans auch Werkzeug, um zu den Leckerbissen zu gelangen,  meistens ein kleines Stöckchen.  Damit holen sie dann die Insekten oder Honig aus den Nestern. Dieses Wissen kommt in manchen Regionen vor, und wird von Generation zu Generation weitergegeben. Victoria wird hoffentlich bald auch mit "dem Stäbchen essen" können.

MEILENSTEINE....

Dieses Jahr scheint ein gutes für Victoria zu sein. Sie hat riesen Schritte während ihrer Rehabilitation im SOC gemacht. Trotzdem sie ziemlich "schlimm" ist, oder vielleicht gerade deshalb, ist sie sehr aktiv und intelligenter als andere in ihrem Alter.  Sie kann mittlerweile einfache Nester bauen und die Aufgaben, die wir ihr stellen, löst sie mit Leichtigkeit.

Seit einigen Monaten ist die Jerora Waldschule offiziell in Betrieb und wir haben bereits eine Gruppe Orangutans dorthin übersiedelt. Eine dieser Glücklichen ist Victoria. Das ist das erste Mal, dass sie in die "Schule" geht. 

Das ist für sie eine gute Gelegenheit, ihr Können weiter zu entwickeln. Als sich die Türe zum Tunnel in die Schule öffnete, war sie nicht zu halten, und rannte sofort los, um alles zu erkunden. Sie suchte sofort Futter und probierte alles Mögliche aus.

Trotzdem sie bereits ganz einfache Nester bauen kann, muss sie trotzdem noch viel dazulernen, vor allem, wenn es darum geht, diese in größeren Höhen zu bilden. 

Zur Zeit schläft sie einfach auf breiten Ästen nahe dem Baumstamm, hoch oben. Aber sie muss lernen, wo es Ameisen gibt, welche Äste man am besten nutzt ..... Wir hoffen, dass sie bald stabile Nester bauen wird in Jerora.

Wir beobachten Victoria und ihre Freunde täglich, was nicht einfach ist, weil sich die Tiere immer ganz oben in den Kronen aufhalten. Aber wir versuchen, bald Videoclips machen zu können und unsere Unterstützer damit versorgen.

Nur keine Blätter verschwenden!

Eine andere Art von Herausforderung sind Bälle aus Blättern, die wir den Orang Utans geben, in denen wir das Futter verstecken. Normalerweise bleiben diese Blätter dann auf dem Boden liegen, aber Victoria sammelt alle Blätter ein und bringt sie auf ihre Hängematte. Wenn es dann genug Blätter sind, macht sie ein tolles Nest daraus! Also, niemals Blätter verschwenden ;-)

Victoria ist nicht nur die aktivste unter den Babies, sondern auch die vifste. Als die Babies ihr Futter in den Käfigen aufgehängt bekamen, um sie erneut zu stimulieren, war Victoria die erste, die einen Stecken benutzte, um an die Früchte zu gelangen. Die anderen Babies schauten neugierig zu, und so wird sie langsam auch zu einer „Lehrerin“ für die kleinen Kollegen. Das ist großartig!

Victoria ist eine der aktivsten Babies im Center. Ihre Kletterkünste sind die besten, da sie fast den ganzen Tag hoch oben im Käfig verbringt und nur selten am Boden zu finden ist.

Wenn sie Futter bekommt, das in einer Flasche "versteckt" ist, dann nimmt sie sich die Flasche, klettert wieder hoch hinauf und innerhalb von Minuten hat sie ihre Ration aus der Flasche geholt.

Wenn sie jedoch satt ist, kommt ihre andere Seite zum Vorschein. Sie nähert sich langsam den Kameraden und versucht, deren Futter auch zu ergattern. Manche Babies bekommen Angst und laufen oder klettern davon. So kam Victoria an Maja´s Futter, und der Versuch, ihre Ration zurück zu bekommen, scheiterte... 

Quelle: Text und Bild ®Sintang Orang Utan Center  www.soc.or.id