Blog von Willie Smits
Betung Kerihun ist der Nationalpark an der Grenze, ca. 20km nördlich von Sintang, wo wir bereits zwei Mal durch die Hilfe von Masarang International Orang Utans aus Sintang in die Freiheit entlassen konnten. An der Grenze des Nationalparks, am Flussufer des Mendalam haben wir das Basislager aufgebaut, von wo aus wir die Orang Utans tief hinein in den Regenwald gebracht hatten. Jojo, Juvi und Cemong waren die ersten, gefolgt von Molly, Bembi und Joy. Alle drei Weibchen sind weniger schwierig für das Team zu beobachten und zu verfolgen., auch um zu testen, wie das Projekt läuft.
Mehr als ein halbes Jahr hatten wir nun Zeit, genug über die Tiere und den Wald zu lernen und ihnen zu folgen.
Juvi, die immer ein wildes Mädchen war, hat sich entschieden, in das Gebiet auf die andere Seite des Flusses zu wandern, das immer noch im
Nationalpark liegt. Sie baut sich tolle Nester und findet eine Menge verschiedenen Futters. Ihr Haar ist länger und glänzender geworden, und es sieht aus, als hätte sie an Gewicht zugelegt. Jojo
und Cemong sind tiefer in den Regenwald gezogen, nach Norden. Wir bekommen nur unregelmäßig genug Signale von ihnen, aber wir können ihnen immer noch folgen. Die ersten Monate haben gezeigt, dass
die beiden sich im Dschungel gut entwickeln, und wir haben keinen Grund, daran zu zweifeln. Die beiden haben sogar Durian Früchte entdeckt und diese energiereiche "Königin der
Früchte" gefressen. Durians haben eine Menge Kalorien, aber entgegen aller Meinungen kein Cholesterin.
Ihr Haar ist lange geworden und fetter. Dadurch ist es nun "wasserfest". Juvi möchte Menschen nicht mehr nahe kommen, daher ist es schwierig, von ihr gute Bilder zu bekommen.
Aus der zweiten Gruppe sehen wir immer noch Bembi und Molly regelmäßig nahe des Camps und beiden geht es auch immer noch sehr gut. Bembi hat begonnen, sich weiter vom Camp zu entfernen, und ist möglichweise bald zu weit weg, um von ihr direkte Überwachungsinfos zu bekommen. Molly bleibt noch in der Nähe, aber sie hat Freundschaft geschlossen mit einem jungen, wilden männlichen Orang Utan, der cirka acht Jahre alt ist!
Er versucht, mit ihr eine Beziehung aufzubauen, und wir haben auch ein kurzes Video drehen können, wo sie in etwa acht Meter voneinander entfernt waren. Es wurde zwar angeraten, dass in den Zonen, wo wir Orang Utans frei lassen, keine frei lebenden Tiere sein sollten, aber männliche Orangs sind dafür bekannt, weit herum zu kommen, während die Weibchen eher an den gleichen Stellen verbleiben und ein kleineres Territorium besetzen. Wir wissen aber, dass dieses wilde Männchen hier zum ersten Mal gesichtet wurde, und es macht jedenfalls den Anschein, dass der Schutz dieses Gebietes funktioniert und die natürliche Orang Utan Population hier bestehen könnte.
Nun zu den nicht so tollen Neuigkeiten:
Joy musste zurück in die Waldschule nach Tembak gebracht werden. Obwohl sie die beste war, was die Futtersuche betrifft, die Wunde auf ihrem Rücken wollte nicht heilen. Diese Wunde kommt von der Implantierung des Chips, das zur Beobachtung gebraucht wird. Joy hat sehr lange Arme, auch im Vergleich zu den anderen Orang Utans.
Sie hat offenbar immer wieder an der juckenden Stelle kratzen können, sodass die Wunde nicht verheilen konnte. Möglicherweise auch der Wunde wegen hat sie nicht hoch oben in den Baumkronen geschlafen, sondern in Bodennähe, was für Orang Utans gefährlich werden kann. Joy kam auch immer (ja, zu oft) zurück ins Camp und zerstörte dort eine Menge. Doktor Jati brachte sie dann vorerst in einen der Käfige im Camp, um ihre Wunde täglich zu behandeln, die mittlerweile auch mit Maden versehen war.
Joy brach nur leider alle Käfige auf, während ihrer Genesung, und so haben wir uns entschieden, sie wieder zurück nach Tembak zu bringen, bis alles wirklich verheilt ist.
Ein paar Neuigkeiten über das Team...
Wir lassen das Team in Betung Kerihun jeweils vierwöchig rotieren, um Langeweile und Einsamkeit zu vermeiden. Vier aus dem ursprünglichem Team verließen das Projekt, weil sie meinten, das sei nicht "ihr" Ding. Nun haben wir 12 Leute, die wir jeweils zu viert in Betung für vier Wochen, dann in Sintang und dann in Tembak einsetzen, bevor sie wieder zurück in den Dschungel kommen. Manche von ihnen kommen aus Dörfern nahe des Flusses Mendalam, namens Nanga Hovat. Sie sind im Regenwald die erfahrendsten.
Dopo, ein Dayak des Seberuang Stammes in Tembak, ist ein paar Mal in diesem Ort gewesen und hat dort Tadai getroffen, ein Dayak Mädchen des Mendalam Stammes. Tadai war eine der drei Mädchen, die für unser Team gekocht hatten. Es muss etwas in der Luft des Regenwaldes liegen, denn die beiden heirateten wenig später.
Ich erinnere mich an einen holländischen Studenten, der 1985 an einem Projekt in Kalimantan teilnahm, und in diesem Zuge ein Dayak Dorf besuchte. Während einer Party in dem Dorf wurde der Student vom Dorfältesten gefragt, ob er dessen Tochter mögen würde. Aus Höflichkeit sagte der junge Mann natürlich "ja". Er wurde noch einmal gefragt, und die Antwort war wieder dieselbe.
Ich warnte ihn, dass er beim dritten Mal "ja-sagen" dann heiraten müsste.... so machte sich der junge Holländer dann schnell aus dem Staub ;-)
Was gab es noch?
Tja, ein Adler war für kurze Zeit auch in unserer Station in Betung Kerihun. Er wollte einen Fisch von der Angel stehlen, die unser Team ausgeworfen hatte. Der Adler wurde durch den Haken verletzt und wurde von Doktor Jati dann verarztet, und nach ein paar Tagen wieder frei gelassen.
Ich hoffe, ich kann im Oktober wieder zurück nach Betung Kerihun reisen. Vielleicht gibt es dann ein kleines Event, aber ich möchte nicht zu viel verraten.
Für jetzt denke ich nur gerne zurück an diese wunderbare Gegend und die Stromschnellen in den Flüssen von Betung Kerihun.
Willie Smits, Sintang, September 9, 2018
Dieser Text wurde uns freundlicherweise von ®Orangutan Rescue NL zur Verfügung gestellt.
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